Weißt Du noch wie wir als Kinder
vor Angst und Neugier darbend
in unseren Zimmern saßen
am Tag des Heilig Abend?
„Heute kommt der Weihnachtsmann
und bringt Euch die Geschenke“
hieß es, ich spür‘ den Zauber noch,
wenn ich heut‘ daran denke.
Als wir endlich in die Stube durften,
da löste sich der Schmerz.
Du und ich wir lachten
und waren glücklich, Schwesterherz.
—
Und wieder geht ein Jahr vorbei,
bald feiern wir Silvester,
doch vorher kommt die Weihnachtszeit
ich freu‘ mich, meine Schwester,
die ich das ganze Jahr kaum sah,
an Weihnachten zu sehen.
Man sieht sich kaum über das Jahr,
die Tage, sie vergehen.
Die Zeit, sie fliegt so schnell vorbei,
wenn man sie ziehen lässt,
Das Weinachtfest ist für uns zwei
etwas, das man nicht gehen lässt.
—
Für meine allerliebste Schwester,
hab ich weihnachtlich geschmückt,
fühl‘ Dich umso fester
von mir allein gedrückt.
Schade, dass wir uns nicht sehen
zu diesem Weihnachtsfest,
dass der Weg, den wir jetzt gehen,
uns nicht zusammen kommen lässt.
—
Früher war’n wir unzertrennlich,
das ideale Schwesternpaar,
das war die schöne Zeit der Kindheit,
und wir standen uns so nah.
Doch dann wurden wir erwachsen,
lebten unser eigenes Leben,
gingen eigene Wege
hatten uns nichts mehr zu geben.
Wo sind all die Tage hin,
die wir zu zweit verbrachten?
Heut sprechen wir uns ab und an
und seh’n uns an Weihnachten.
—
Liebste Schwester, als Dein Bruder
muss ich das mal sagen:
Manchmal bist Du echt ein Luder,
wenn auch nicht an allen Tagen.
Doch manchmal bist Du echt ein Biest,
das mich verzweifeln lässt,
doch wünsch‘ ich Dir, wenn Du dies liest,
ein frohes Weihnachtsfest.
—
Freunde sucht man sich aus,
seine Verwandten nicht,
Freunde versteht man,
mit Verwandten hält man Gericht.
Man hält die Familie
darum stets auf Distanz,
trifft sich einmal im Jahr
und es gibt Weihnachtsgans.
Man sitzt zusammen
bei Gans und Geläster,
wir sehen uns dann
allerwerteste Schwester.
—
Ja, wir sind Geschwister,
hängen aneinander rum wie Kletten,
man könnte schon fast denken,
dass wir keine Freunde hätten.
Doch was können wir dafür,
dass wir uns so gut versteh’n
und ich mich darauf freu‘,
dich an Weihnachten zu seh’n?
—
Hast Du schon den Weihnachtsbaum
wie bei uns zu Haus‘ geschmückt,
Deine Kinder mit dem Traum
der Weinachtsnacht entzückt?
Ist es bei Euch auch so friedlich,
wie in unsrem Elternhaus,
machst Du Euch es so gemütlich,
kommt bei Euch der Nikolaus?
Singt bei Euch der Engelschor
mit dem Christkind im Orchester?
Ja, so stelle ich’s mir vor,
Weihnachten bei meiner Schwester.
—
Draußen fällt leise der Schnee,
ich sitz‘ hier bei einem Glas Punsch,
liegt’s am Rum oder liegt es am Tee?
In mir wächst langsam ein Wunsch:
Ich will Dich an Weihnachten seh’n –
oder wenigstens an Silvester
ich denke, Du wirst das versteh’n,
Du bist nicht umsonst meine Schwester.